1.5.4 Die deutsche Grammatikforschung in der sowjetischen/russischen Germanistik

Die deutsche Grammatikforschung in der sowjetischen/russischen Germanistik wurde an akademischen Forschungsinstituten, Universit?ten und p?dagogischen Hochschulen betrieben.

Die ersten bedeutenden Ver?ffentlichungen auf dem Gebiet der Grammatikforschung stammen aus den 30-er Jahren. Es sind der Sammelband "Probleme der deutschen Grammatik in historischer Sicht", 1935 herausgegeben von V.H. Shirmunski; "Wissenschaftliche Grammatik der deutschen Sprache" von T.V. Strojewa und L.R. Sinder, 1938; eine Reihe von Monographien (zitiert nach O.I. Moskalskaja [14]).

Der erste wesentliche Charakterzug der sowjetischen Grammatikforschung ist die organische Verbindung von Synchronie und Diachronie. Der 2. Charakterzug ist das Interesse f?r die inhaltliche Seite der Sprache und die Betrachtung aller grammatischen Erscheinungen aus der Sicht der Einheit von Inhalt und Form.

Besonders gro?en Aufschwung nehmen germanistische Forschungen in der SU seit den 50-er Jahren. In dieser Zeit erschienen Gesamtdarstellungen des deutschen Sprachbaus solcher Wissenschaftler wie W. Admoni [17], E.W. Gulyga, M.D. Natanson [4], O.I. Moskalskaja [14, 40], umgearbeitete Neuauflage der wissenschaftlichen Grammatik von L.R. Sinder und T.W. Strojewa [10, 50].

Neben den zwei oben genannten Charakterz?gen sind f?r diese Forschungen typisch: die Erschlie?ung der Bedeutung der grammatischen Kategorien, die Verwendung der grammatischen Formen und Mittel; die Erforschung der funktionalen Seite der grammatischen Ph?nomene.

Insgesamt kann man drei gro?e Themenkreise unterscheiden, die diese u. a. Arbeiten behandeln:

1) Morphologische Studien. Besondere Aufmerksamkeit wird geschenkt: dem Problem der Einteilung der Wortarten im Deutschen, der Erforschung der grammatischen Kategorien der Wortarten, den Kriterien der Ausgliederung der Modalw?rter, den Kategorien des Verbs, der Frage ?ber die wortartm??ige Zugeh?rigkeit des Artikels usw.

2) Die Syntaxforschung bildet den 2. Themenkreis. Die Bed?rfnisse des Fremdsprachenunterrichts lenken das Interesse auf die Bedeutung und der Funktionen der einzelnen Satzglieder, einzelner Arten von einfachen und komplexen S?tzen sowie auf die Erforschung und Verwendung von Tempora und Modi im komplexen Satz.

Die Schriften von G. Admoni und seiner Sch?ler befassen sich mit diesen Fragen. Sie untersuchen die interne Struktur von Wortgruppe und Satz, und zwar, nominale und verbale Wortf?gungen und deren Auswirkung auf die Struktur des Satzes. Es handelt sich vor allem um die so genannte Monoflexion als Ausgestaltungsprinzip der Nominalf?gung und um die Rahmenstruktur der Verbalf?gung. Es sind gerade Mittel einer besonders strengen Organisierung des Satzes im Deutschen. Im selben Buch („Einf?hrung in die Syntax der deutschen Gegenwartssprache“, 1955 [18]) wird zum ersten Mal in der sowjetischen Germanistik der Versuch einer Satzmodellierung gemacht.

3) Den dritten Themenkreis bilden die Fragen, die mit der kommunikativen Gliederung des Satzes und mit deren Ausgestaltungsmitteln Zusammenh?ngen. Die Arbeit an diesen Problemen wurde durch die Untersuchungen von K.G. Kruschelnitzkaja eingeleitet [12].

Es wurde der Anteil der Stimmf?hrung am Ausdruck des kommunikativen Gehalts des Satzes untersucht sowie der kommunikative Ausdruckswert einiger grammatischen Kategorien, besonders der genera verbi und des Artikels.

Die neuste Zeit wird durch die Erweitung der Themenkreise gekennzeichnet:

1) die Vertiefung des Interesses f?r die Erschlie?ung der inhaltlichen Seite der Sprache mit Hilfe der neuen exakten Forschungsmethoden (Komponentenanalyse, Transformationsanalyse, interpretierende, strukturelle)

2) das Interesse f?r die Probleme der Modellierung einfacher und komplexer S?tze (A.W. Wdowitschenko [2], W.G. Admoni[17, 18], W.F. Jegorow [6], E.W. Gulyga [4, 5];

3) die Erforschung der Valenz und der Mehrdeutigkeit von Verben (Abramow, Rachimkulowa);

4) die Erforschung der Wechselwirkung des Lexikalischen und des Grammatischen im Sprachbau (E. Schendels [46]);

5) Untersuchungen im Bereich der stilistischen Grammatik (Charakteristik einzelner Funktionalstile, der individuellen Stile der Schriftsteller);

6) Probleme grammatischer und lexikalisch-grammatischer Felder.

Als selbst?ndige Zweige der Grammatikforschung entwickeln sich immer intensiver die stilistische Grammatik, die konfrontierende Grammatik, die typologische Grammatik der germanischen Sprachen.

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