1.5.2 Neue Strömungen in der deutschen Grammatik im 20.Jahrhudert

Am Anfang des 20. Jahrhunderts treten neue Methoden und Verfahren auf vielen Gebieten der Wissenschaft hervor, und Sprachwissenschaft ist keine Ausnahme. Die induktiven empirischen Verfahren der Junggrammatiker werden Kritik unterzogen. Rasche Verbreitung bekommt Lehre von Ferdinand de Saussures ?ber Dichotomie der Rede und der Sprache. Synchronische Sachbetrachtung verdr?ngt die historische Methode und dominiert zu dieser Zeit. Syntax wird zum Hauptobjekt der Grammatikforschung. Das induktive Verfahren verbreitet sich, Grammatik erforscht jetzt vorwiegend Gegenwartssprachen. Die Sprachbetrachtung wird formalisiert, bei der Forschung des grammatischen Baus einer Sprache geht man von der Form aus. Die neuen Tendenzen in der Sprachwissenschaft bringen zur Gr?ndung in Europa und Amerika verschiedener Schulen des Strukturalismus.

Der Einfluss des Junggrammatismus h?lt in Deutschland bis in die 30-er -40- er Jahren des 20. Jahrhunderts hinein. Allerdings gibt es auch hier neue vom Psychologismus, Logizismus gef?rbte Str?mungen, die Ideen der funktionellen oder umgekehrt der „immanenten, ausschlie?lich form- und systembezogenen Grammatik. In Deutschland auch wie in anderen L?ndern ist Hervorhebung der Syntax als Forschungsobjekt der Grammatik, Verzicht auf historische Methode, neue synchronische Betrachtungsweise zu beobachten. John Ries, Zeitgenosse der Junggrammatiker („Beitr?ge zur Gliederung der Syntax“, 1927 – 29 [45]) gilt als erster Vorl?ufer des grammatischen Strukturalismus in Deutschland. Sein Verdienst ist die neue Abgrenzung von Morphologie und Syntax, die Hervorhebung des Gegenstands der Syntax, modalen Charakter des Satzes, Begr?ndung der Wortgruppenlehre als selbstst?ndigen Abschnittes der Syntax. J. Ries f?hrte in den Gebrauch die Grundbegriffe der Wortgruppenlehre hinein: den Begriff der Wortf?gung als ein besonderes syntaktisches Gebilde, die Abgrenzung der Wortgruppe von Wort und Satz, die Prinzipien der Klassifikation der Wortgruppen nach dem Charakter der Verbindung der Glieder, der Begriff des Kerngliedes und der Anglieder in den Wortgruppen mit Unterordnung u. a. Seine Forschungsmethode ist im Wesentlichen formbezogen und strukturell, wobei als Zeitgenosse der Junggrammatiker konnte er dem Einfluss des Psychologismus nicht entweichen. Nach Ries soll sich Syntax ausschlie?lich mit Gef?gen, mit Verbindungen von mehreren W?rtern befassen, dagegen ist alles, was das Wort betrifft, Gegenstand der Morphologie.

Erich Drach („Grundgedanken der deutschen Satzlehre“, 1937 [28]) hat auch zu dem synchronischen Studium des deutschen Satzes beigetragen. Seine Satztheorie ist vor allem eine kommunikative Theorie und nimmt ihren Anfang in Hermann Pauls Lehre vom psychologischen Subjekt und Pr?dikat. Diese Theorie wird in 20er|ahren des 20. Jahrhunderts. Von der Prager Schule, vor allem von V. Mathesius weiterentwickelt. Nach Drach ist Hauptabsicht eines Sprechaktes, das „Sinnwort des Satzes“, d. h. das Neue, das Noch-nicht-Gesagte dem Gespr?chspartner zu Geh?r zu bringen. Drach f?hrt in die deutsche Grammatik den Begriff „Satzplan“ ein. Satzplan ist nach Drach „die immer wieder anwendbaren syntaktischen Schemata, die jeweils mit einmaligem Wortinhalt erf?llt werden“ [28]). Dieser Begriff entspricht dem Terminus Patterns („Modelle“) aus der amerikanischen.

Более 800 000 книг и аудиокниг! 📚

Получи 2 месяца Литрес Подписки в подарок и наслаждайся неограниченным чтением

ПОЛУЧИТЬ ПОДАРОК

Данный текст является ознакомительным фрагментом.